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Verfahren zur Herstellung der neuen 1,3,4,6- und 1,3,4,5-Tetranicotinoyl-fructose Es ist bekannt, dass Fructose - im Gegensatz zu Glucose - eine spezifische Wirkung auf die Gefässe, insbesondere eine Steigerung der Coronardurchblu- tung und eine gesteigerte Gefäss- und Herzmuskelernährung bewirkt. Es kommt nach Fructose-Verab- reichung unter absinkendem Minutenvolumen und sinkender Pulsfrequenz zu einer ausgesprochenen Schonstellung des Herzens.
Vergleiche beispielsweise Stuhlfauth, Medizinische Klinik 53 S. 1554-1559 (1958); Lasch, Wiener Mediz. Wochenschrift 106 S. 989 (1956); Schimert, Ärztl. Forschung 4 S. 178 (1950); Gmachl, Wiener klinische Wochenschrift 66, 593 (1954); Gotsch, Zeitschrift für Kreislaufforschung 42, 434 (1953).
Bei Fructose erfolgt der Abbau unabhängig von hormonalen Einflüssen (Insulin) vorwiegend in der Leber. Die Fructose wird je nach Energielage des Organismus entweder gespeichert oder verbrannt , das heisst der Stoffwechselweg ist im Gegensatz zu Glucose dem jeweiligen Energiebedarf angepasst. Da jedoch die Fructose als Energielieferant rasch meta- bolisiert, verschwindet die gefässerweiternde, durchblutungssteigernde Wirkung schnell, wenn nicht dauernd für weitere Fructose-Zufuhr gesorgt wird. Es besteht daher ein ausgeprägtes, praktisches Bedürfnis für ein Therapeutikum mit der Wirkung der Fructose, das aber stärker und vor allem viel anhaltender wirkt, als Fructose selbst.
Es wurde nun gefunden, dass sich die oben erwähnte vorteilhafte charakteristische Wirkung der Fructose, insbesondere ihre durchblutungsfördernde, gefässerweiternde und herzschonende Wirkung markant verstärken und ganz wesentlich verlängern lässt, wenn man an Stelle von reiner Fructose einen Ester derselben verwendet, wobei sich Nico- tinoyl-fructosen als wirksamste Präparate erwiesen. Die speziellen Vorteile der Fructose gegenüber der Glucose kommen dabei auch in ihren Tetranicotinoyl- Verbindungen zum Ausdruck.
So stellt man insbesondere nach Verabreichung von Nicotinoyl-fructose eine nach wenigen Stunden einsetzende, durch absinkendes Minutenvolumen und sinkende Pulsfrequenz gekennzeichnete Schonstellung des Herzens fest, wie sie als flüchtige Fructosewirkung charakteristisch ist.
Die Verwertung der Nicotinoyl-fructose ist insulin- unabhängig und daher im Gegensatz zu Nicotinoyl- glucose auch für Diabetiker unbedenklich.
Tetranicotinoyl-fructose, und zwar sowohl die 1,3,4,5- als auch die 1,3,4,6-Tetranicotinoyl-Verbin- dung, sind farblose, wenig wasserlösliche, kristalline Substanzen. Sie bewirken nach Verabreichung - beispielsweise per os oder rektal - innerhalb weniger Stunden eine sehr langanhaltende, 30 Stunden und mehr dauernde durchblutungsfördernde Wirkung und eine charakteristische Schonstellung des Herzens.
Diese Stoffe eignen sich deshalb zur Behandlung peripherer und zentraler Gefäss- und Durchblutungsstörungen und finden in diesem Sinne praktische Verwendung in der Klinik.
Die erfindungsgemässe Herstellung der neuen 1,3,4,5- und 1,3,4,6-Tetranicotinoyl-fructose erfolgt durch Behandlung von Fructose mit einem Nico- tinoylierungsmittel.
Als Nicotinoylierungsmittel kann man dabei ein Nicotinsäurehalogenid, Nicotinsäure-azid, Nicotin- säure-anhydrid oder ein gemischtes Nicotinsäure- anhydrid, beispielsweise ein Anhydrid aus Nicotin- säure und einer Halbesterkohlensäure, einer partiell veresterten Phosphorsäure oder der Isovaleriansäure, verwenden.
Die Nicotinoylierung wird zweckmässigerweise in einem Lösungsmittel, vorzugsweise in Pyridin oder einer Pyridin-Chloroform-Mischung durchgeführt.
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Beispiel 1 100 Gewichtsteile Fructose werden in 1000 Vo- lumteilen Chloroform suspendiert und unter Rühren portionenweise mit insgesamt 500 Gewichtsteilen Nicotinsäurechlorid-hydrochlorid versetzt, während man gleichzeitig ebenfalls portionenweise 660 Gewichtsteile Pyridin zugibt. Durch Kühlung mit Wasser wird dafür gesorgt, dass die Reaktionstemperatur zwischen 40 und 60 C liegt.
Nach dem Abkühlen auf Zimmertemperatur wird die Reaktionsmischung mit Wasser extrahiert, getrocknet und im Vakuum weitgehend eingeengt, hierauf mit Äthylacetat versetzt, worauf rasch Kristallisation eintritt. Das kristalline Produkt wird vom Lösungsmittel getrennt und getrocknet. Es ist bereits annähernd rein. Schmelzpunkt 140-142 C; [a] D _ - 9,32 (c = 6 Oh, in Chloroform).
Menge 270 Gewichtsteile, das sind 81 o/a d. Th. Durch Umkristallisation des Rohproduktes aus Äthanol oder Ausfällung aus einer konzentrierten Chloroformlösung mit Äthylacetat erhält man 250 Gewichtsteile (75 % der Theorie) reine 1,3,4,6-Tetra- nicotinoyl-fructose vom Schmelzpunkt 141-142 C;
[a] =- 8,5 (c = 6 11/a in Chloroform). 1,3,4,6- D Tetranicotinoyl-fructose zeigt recht starke Mutorota- tion. Die Messungen erfolgten deshalb stets nach 4-6 stündigem Stehen.
Diese neue Verbindung ist sehr leicht löslich in kaltem Chloroform, gut löslich in siedendem Methanol und Äthanol, wenig löslich in siedendem Äthyl- acetat, sehr wenig löslich in Benzol und praktisch unlöslich in siedendem Ligroin und kaltem Wasser.
Aus der von der kristallinen Ausscheidung befreiten Äthylacetatlösung des eingedickten Reaktionsgemisches (Mutterlauge) lassen sich durch vollständiges Einengen im Vakuum und längeres Stehen 25 Gewichtsteile (7,5 % der Theorie) eines kristalli- nen Produktes gewinnen, das bei 160-164 C schmilzt und aus 1,3,4,5-Tetranicotinoyl-fructose besteht. Durch Umkristallisation erhält man den reinen Stoff, der bei 180-182 C schmilzt. [a]D _ -149 (c - 6 % in Chloroform).
1,3,4,5-Tetranicotinoyl-fructose zeigt keine Muto- rotation. Sie ist leicht löslich in kaltem Chloroform, mässig gut löslich in siedendem Methanol und Äthanol, schlecht löslich in siedendem Äthylacetat, sehr schlecht löslich in Benzol, praktisch unlöslich in siedendem Ligroin und kaltem Wasser. Tiefere Reaktionstemperaturen begünstigen die Bildung von 1,3,4,5-Tetranicotinoyl-fructose relativ zu 1,3,4,6- Tetranicotinoyl-fructose.
Zur ergiebigen Herstellung dieses Stoffes ist die Bildungsreaktion zweckmässig im Bereiche von 0 auszuführen. Falls für den Umsatz gemäss obigem Beispiel alkoholfreies Chloroform verwendet wird und bei absolut wasserfreien Bedingungen gearbeitet wird, kann auf einen überschuss an Nicotinoylierungsmittel weitgehend verzichtet werden. Zur Verbesserung der Qualität des Produktes kann nach vollzogenem Umsatz das noch vorhandene freie Pyridin mittels der dem freien Pyridin äquivalenten Menge wässriger Säure (beispielsweise wässriger Schwefelsäure oder Salzsäure) extrahiert und damit entfernt werden.
In analoger Weise wie im obigen Beispiel näher beschrieben, lässt sich die Tetranicotinoyl-fructose auch durch Umsatz von Fructose mit freiem Nicotin- säurechlorid gewinnen. Die Pyridinmenge zum Abfangen der Salzsäure kann in diesem Fall gegenüber dem im obigen Beispiel erwähnten Mengenverhältnis auf die Hälfte reduziert werden.
Der Umsatz lässt sich aber auch in Pyridin selbst oder in einem anderen hinreichend inerten Lösungsmittel wie Dimethylformamid u. a. m. durchführen. Beispiel 2 2 Gewichtsteile Fructose - suspendiert in 20 Vo- lumteilen Chloroform - werden mit 12,65 Gewichtsteilen Nicotinsäureanhydrid und 8,8 Gewichtsteilen Pyridin versetzt, turbiniert und 1-2 Stunden auf 50 C erwärmt.
Nach dem Abkühlen wird das ausgeschiedene Pyridinsalz der Nicotinsäure abgetrennt, das Filtrat mit Wasser extrahiert, getrocknet und eingedampft.
Der Rückstand kristallisiert beim Behandeln mit Äthylacetat. Er schmilzt bei 141-142 C und stellt praktisch reine 1,3,4,6-Tetranicotinoyl-fructose dar. Menge 4,7 Gewichtsteile (70,5 % der Theorie).
Aus der Äthylacetat-Mutterlauge gewinnt man durch Verdampfen des Lösungsmittels, Trocknen des Rückstandes und Anreiben desselben mit wenig frischem Äthylacetat 0,5 Gewichtsteile (das sind etwa 7 %) 1,3,4,5-Tetranicotinoyl-fructose vom Schmelz- punkt 178-180 C.
An Stelle von Nicotinsäureanhydrid selbst kann auch ein anderes gemischtes Nicotinsäureanhydrid, beispielsweise auch ein Anhydrid aus Nicotinsäure und einer Halbesterkohlensäure, einer partiell ver- esterten Phosphorsäure, der Isovaleriansäure oder Nicotinsäureazid analog oder ähnlich umgesetzt werden.