Augenzeugen und Augenzeuginnen hatten laut dem Land Kärnten am Nachmittag gemeldet, dass ein Mann mit einem Fahrrad in die Glan gestürzt sein soll. Feuerwehren, Einsatztaucher und Wasserrettung starteten sofort eine großangelegte Rettungsaktion. Für die gesuchte Person kam leider jede Hilfe zu spät. Weitere Informationen zum Unfallgeschehen und zur Identität sind nicht bekannt.
Landeshauptmann Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (beide SPÖ) sprachen den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus und wünschten viel Kraft. „Nach Tagen, in denen Übermenschliches geleistet wurde, um Menschenleben zu schützen, hat uns diese Meldung besonders schwer getroffen“, bedauerten Kaiser und Fellner.
Seit Freitag sorgen Regen und Hochwasser für zig Einsätze im Süden Österreichs. Am Sonntag beruhigte sich die Lage zwar, doch nachströmendes Wasser und durchnässte, abrutschende Hänge sorgten ständig für neue Feuerwehreinsätze und Evakuierungen. In Kärnten waren weiterhin fünf von zehn Bezirken von den Überschwemmungen betroffen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Appell an Dienstgeber wegen Freiwilligen
Sorgen bereitete auch die mögliche Nichtverfügbarkeit von Freiwilligen. Von Seiten des Roten Kreuzes, des Landesfeuerwehrverbandes und des Landes Kärnten erging der dringende Appell an die Dienstgeber und Dienstgeberinnen: „Unterstützen Sie uns und alle, die seit Tagen daran arbeiten, die Spuren der Unwetter zu beseitigen. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in unzähligen Einsätzen große Stärke und Mut bewiesen.“
Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die bei einer Dienstverhinderung wegen Teilnahme an einem Großschadensereignis- und Bergrettungseinsatz Entgelt fortzahlen, gebührt nach den jeweiligen Landesgesetzen eine Abgeltung durch das Land. Beschäftigte beim Land Kärnten und den Gemeinden können um Sonderurlaub für Einsätze und Ausbildungen ansuchen.
Die Kärntner Feuerwehren stehen im Dauereinsatz: Mit den einlaufenden Schadensmeldungen waren Hunderte Feuerwehrleute beschäftigt. Von den heimischen Feuerwehren wurden weiterhin auch mehrere slowenische Orte, die nur von Kärnten aus erreichbar waren, versorgt. Der Hydrographische Dienst erwartete einen deutlichen Hochwasserrückgang an den meisten Flusspegeln, schwieriger sei es an der Glan und an der unteren Gurk. Hier sind die Höchstwerte zwar erreicht, der Rückgang geht aber nur sehr langsam vor sich.
Evakuierungen in der Steiermark
In der Steiermark sanken in den meisten betroffenen Gebieten die Pegel der Flüsse und Bäche. Über Nacht hatte sich die Wetterlage beruhigt mit geringen Regenmengen in der Südsteiermark und bis zu 24 Millimeter in der Obersteiermark, im Ausseer Raum, wo man in der Nacht auf Montag allerdings noch mehr Niederschlag erwartet. Der Pegelstand der Sulm im Bereich Leibnitz zeigte am Nachmittag noch einen leicht steigenden Verlauf. Insgesamt gehen jedoch die Pegel im Oberlauf der Sulm derzeit stark zurück – mehr dazu in steiermark.ORF.https://steiermark.orf.at/stories/3218981/).
In der Nacht auf Sonntag ging im Ortszentrum von St. Johann im Saggautal im Bezirk Leibnitz eine Mure ab. Der halbe Ort ist verlegt, Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Häuser wurden zum Teil verschüttet und verschoben. Schon seit Samstagnachmittag hatten Landesgeologen den Hang beobachtet – mitten in der Nacht hatte er sich dann in Bewegung gesetzt. Ein Wirtschaftsgebäude sowie das Nebengebäude wurden mitgerissen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Appell der Einsatzkräfte: „Nichts riskieren!“
Generell liege der Fokus in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten jetzt stark auf Hangsicherungen und Evakuierungen: „Wir kümmern uns mittlerweile nur noch um Hangrutschungen, wo Gefahr in Verzug für Mensch oder Tier ist. Es werden auch Evakuierungen durchgeführt, und Geologen sind unterwegs, um Objekte zu begutachten, die vielleicht evakuiert werden müssen", so ORF-Reporter Gregor Waltl, der selbst bei der freiwilligen Feuerwehr Leutschach ist. Sein Appell: „Wenn es gefährlich ist, verlassen Sie sofort das Haus“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
ORF-Reporterin Ulli Enzinger über Evakuierungen
In Gosdorf wurde der Katastrophenfall ausgerufen, es wurden Notunterkünfte für rund 150 Personen eingerichtet. Über die aktuelle Lage berichtet ORF-Reporterin Ulli Enzinger.
Evakuierungen in Kärnten
Ähnliche Anspannung in Kärnten: 14 Zivilschutzwarnungen und zwei Alarmierungen blieben dort aufrecht. Während sich die Lage in den neuralgischen Orten St. Paul im Lavanttal und Viktring bei Klagenfurt stabilisierte (der Krisenstab sprach von „einer leichten Entspannung der Situation“), mussten in der Gemeinde Brückl (Bezirk St. Veit) 20 Haushalte mit rund 50 Personen wegen eines befürchteten Hangrutsches evakuiert werden.
Auch in der Gemeinde Keutschach (Bezirk Klagenfurt-Land) mussten 20 Häuser evakuiert werden. Weiterhin waren am Sonntag in Kärnten fünf von zehn Bezirken von den Überschwemmungen betroffen. In Klagenfurt komme die Feuerwehr mit dem Auspumpen der Keller nicht nach, da ständig Wasser nachlaufe. Auch sei laut Stadtkommunikation das Kanalsystem am Rande der Aufnahmefähigkeit.
ORF-Reporter zur Unwetterlage in Kärnten
In Südkärnten musste ein Campingplatz geräumt werden, weil ein Damm zu brechen droht. ORF-Reporter Peter Matha erklärt die Details.
Die großen Wassermengen richteten in der Steiermark enorme Schäden an. Überflutete Felder, gesperrte Straßen, Keller unter Wasser, Erdrutschungen und Evakuierungen – die Einsatzkräfte und viele Helferinnen und Helfer stehen im Dauereinsatz. Vorrangig betroffen waren zuletzt die Bezirke Südoststeiermark, Leibnitz und Deutschlandsberg – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Auch Gamlitz Katastrophenfall
Die Wetterlage beruhigte sich jedenfalls in den Katastrophengebieten – in der Steiermark war laut Kommunikation Steiermark eine weitere Gemeinde, das südsteirische Gamlitz, zum Katastrophenfall erklärt worden. Die abgeschwächten Regenfälle zogen in der Steiermark ins Oberland ab.
Der Katastrophenfall wurde für folgende Gemeinden festgestellt: Paldau, Bad Gleichenberg, Gnas, Straden, in der Stadtgemeinde Mureck (Ortsteil Gosdorf und Fluttendorf), Leibnitz, Heimschuh (Ortsteil Heimschuh), für Kitzeck im Ortsteil Fresing und St. Johann (Ortsteile St. Johann und Saggau).
Des Weiteren galt der Katastrophenfall für St. Veit in der Südsteiermark (Ortsteile Seibersdorf, Rabenhof und Neutersdorf), Wagna, Straß, Gamlitz, Eibiswald (Ortsteile Aibl, Großradl und Pitschgau), Wies (Ortsteile Wies und Wernersdorf) und St. Peter im Sulmtal.
Notschlafstellen eingerichtet
Für die akut von den Überschwemmungen betroffenen Personen wurden zwei Notschlafstellen in Leibnitz bzw. Gosdorf eingerichtet, mit 120 bzw. 100 Plätzen, so der Leiter der Landeswarnzentrale, Günter Hohenberger. In Leibnitz wurde eine Feldküche des Roten Kreuzes errichtet. In der Steiermark stand das Bundesheer seit Freitagabend mit rund 120 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Massiver Murenabgang in St. Johann
In St. Johann im Saggautal ist in der Nacht auf Sonntag eine Mure abgegangen. Der Kampf gegen die Wassermassen in Südösterreich nimmt weiter kein Ende.
Niederschlagstief zieht weiter
Während die starken Regenfälle in Kärnten und der Steiermark auf hohem Niveau zumindest etwas nachlassen, zieht das Niederschlagstief weiter. Für die Alpennordseite wird mit ein paar Unterbrechungen noch bis Montagabend Regen erwartet. 30 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter sind prognostiziert, punktuell auch deutlich mehr, so die ORF-Wetterredaktion. Die größten Regenmengen wurden vom Bregenzerwald über das Salzkammergut bis ins Mostviertel und zum Mariazellerland erwartet.
Tausende Helfer im Einsatz
Eine Rekordzahl an Einsatzkräften stand am Samstag im Kampf gegen das Hochwasser, jeweils 2.500 Feuerwehrleute in Kärnten und der Steiermark – allein in Kärnten mussten die Einsatzkräfte 2.500-mal ausrücken – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Die beiden Landesregierungen bzw. die Bundesregierung sicherten rasche Hilfe zu. Auch Feuerwehren aus anderen Bundesländern, konkret Niederösterreich, halfen.
Trotz der extremen Belastung gab es auch grenzüberschreitende Hilfsaktionen. Im slowenischen Mezica half die Besatzung eines Notarzteinsatzfahrzeuges aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Rettungskräfte konnten ein 14 Tage altes Baby wohlbehalten gemeinsam mit seiner Mutter ins Klinikum Klagenfurt bringen.
Überschwemmungen im Burgenland und in Vorarlberg
Im südlichen Burgenland hat sich die Lage nach den jüngsten Niederschlägen entspannt. In den Bezirken Jennersdorf, Güssing und Oberwart waren nach Angaben der Landessicherheitszentrale (LSZ) noch einige Einsätze im Gange, die etwa Pumparbeiten betrafen. Die Pegel würden fallen.
Es seien nur mehr geringe Mengen an Niederschlag zu erwarten, sagte ein LSZ-Sprecher. Das Bundesheer unterstützte mit rund 140 Soldaten aus der Kaserne Güssing die Einsatzkräfte. Sie halfen den örtlichen Feuerwehren in der Bezirksstadt und entlang der Strem bis in die Nachtstunden beim Errichten von Hochwassersperren und beim Befüllen der dafür notwendigen Sandsäcke.
Extremwetter
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.