Verschiedene: Die Gartenlaube (1853) | |
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uns kampffertig, um den Rückprall der wüthenden Büffel auszuhalten, als ...... Die Scene, die jetzt folgte, läßt sich schwer schildern.
Die bis zum Wahnsinn gehetzten Thiere, von Angst und Raserei vielleicht geblendet, stürzten in ihrem tollen Laufe eins nach dem andern die steile Felsenwand hinab. Als wir einige Augenblicke darnach an den Rand vorritten, zeigte sich unsern Blicken ein grausiges Schauspiel. Der Grund unten war mit den Körpern der riesigen Thiere wie übersäet, die meisten lagen zu Tode zerschmettert umher, einige ließen noch ein schmerzvolles, Mark und Bein durchdringendes Gebrüll vernehmen, dem bald das Röcheln des Todes folgte. An den Spitzen und Zacken der Felswand hingen große Klumpen Fleisch, welche den Büffeln im Niederstürzen herausgerissen worden waren; blutig rieselte es an den Felsen herunter. Noch blutiger sah es unten im Grunde aus; das Geröll und die Steine waren von dampfendem Blute überschwemmt, das rieselnd dem Bache zufloß und dessen Wasser tief roth färbte.
Ich kehrte mich schaudernd von dem Anblicke ab, der zu entsetzlich war, um mir nicht auf einige Tage die Lust zum Jagen zu benehmen. Als ich einige Zeit darauf die Stelle wieder besuchte, hatte der Regen die blutige Felswand und den Grund wieder reingewaschen; die weißen Wölfe, die dort höchst zahlreich, und Raubvögel hatten die gestürzten Büffel aufgezehrt, und selbst deren gebleichte Knochen waren durch die vom Regen angeschwollen gewesenen Fluthen des Baches zum großen Theil fortgeschwemmt worden. Von dem blutigen Vorgange war kaum eine leise Spur zurückgeblieben.
Blätter und Blüthen.
Prinz Ferdinand. Ueber den Tod des Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen bei Saalfeld ist so Vielerlei gefabelt worden, daß es nicht ohne Interesse ist, einen authentischen Bericht über den Vorfall zu hören. In den soeben erschienenen „Souvenirs et campagnes d’un vieux soldat de l’empire“ finden wir folgenden Bericht:
Am 10. Oktober 1806, beim Uebergang über die Saale, stieß das 111. französische Armeecorps unter Marschall Lannes auf eine Infanterie-Abtheilung, welche Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, Neffe des Königs, befehligte. Dieses Fußvolk, nicht im Stande, den überlegenen Franzosen zu widerstehen, zog sich wieder über die Saale zurück, und Prinz Ludwig Ferdinand war eben bemüht, das Gefecht wieder zum Stehen zu bringen, als ein Wachtmeister vom 10. französischen Husarenregiment, Gaindé mit Namen, auf ihn zueilte und ihm den Säbel auf die Brust setzend, Pardon zurief. „Ich mich ergeben? Niemals!“ war die Antwort des Prinzen, und indem er Gaindé’s Säbel parirte, versetzte er diesem einen Hieb in’s Gesicht. Eben im Begriff stehend, einen zweiten zu führen, stieß der Wachtmeister dem Prinzen den Säbel durch die Brust und warf ihn vom Pferde herab. Die Ordonnanzen des Prinzen, welche ihn im Kampfe mit einem französischen Soldaten sahen, sprengten herbei und würden Gaindé ohne Zweifel getödtet haben, wenn nicht zu gleicher Zeit ein Husar zu seiner Unterstützung herbeigeeilt wäre. Nicht im Stande, sich länger gegen die Preußen zu vertheidigen, zog sich Gaindé mit dem Husaren auf eine Unterstützungs-Abtheilung der Plänkler zurück. Daselbst angekommen, sagt er zu dem kommandirenden Offizier: „Herr Lieutenant, wenn Sie mit mir bis zum Flusse vorgehen wollen, können Sie den Leichnam eines Generals dort finden, den ich getödtet habe. Es ist derselbe, der mir diese Wunde versetzte. Wir werden ihm seinen Degen und seinen Stern nehmen, wenn anders der Feind uns nicht zuvorgekommen ist.“
Der Offizier, von seiner Truppe gefolgt, entfernte sich im Galopp, von dem Wachtmeister geführt, und erreichte den Platz, wo schon zwei Husaren vom 9. Regiment, welches mit dem 10. in einer Brigade stand, sich bei dem Leichnam eingefunden hatten. „Ich habe ihn getödtet,“ sagte Gaindé, „die Klinge meines Säbels ist noch von seinem Blute gefärbt; er muß einen Stich durch die Brust erhalten haben. Nehmt seine Börse; ich überlasse sie Euch; aber gebt mir seinen Degen und seinen Ordensstern, damit ich sie dem Marschall überbringe.“ Die Husaren gaben Gaindé das Verlangte, das er nun dem Marschall überbrachte.
In gleicher Zeit wurde durch Gefangene die Nachricht verbreitet, daß Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, ihr General, soeben durch einen französischen Husaren getödtet worden sei. Diese Nachricht war zu wichtig, als daß sie der Marschall nicht sogleich dem Kaiser gemeldet hätte. Da Gaindé, sich eben am Verbandplatz befand, so schickte der Marschall den Degen und Ordensstern durch einen seiner Adjutanten in’s Hauptquartier und bat um eine Belohnung für den Wachtmeister des 10. Husarenregiments. Der Kaiser bewilligte ihm das Kreuz der Ehrenlegion, indem er sagte: „Ich würde ihn überdies zum Offizier ernannt haben, wenn er mir den Prinzen lebend überbracht hätte.“
Als der Marschall dem Wachtmeister die Auszeichnung überreichte und ihm den Ausspruch des Kaisers mittheilte, antwortete Gaindé, indem er auf seine Wunde zeigte: „Meine Schuld ist es nicht, Herr Marschall, ich kann Sie versichern, daß mein Gegner nicht in der Laune war, sich zu ergeben.“
Reisen in den arktischen Regionen. Das Ziel, wonach England seit drei Jahrhunderten gestrebt und wofür es unzählige Tausende von Pfunden geopfert hat, nämlich einen nordwestlichen, kürzern Handelsweg nach Indien durch das atlantische Meer um Nordamerika herum durch die Behringsstraße und Baffins-Bai ausfindig zu machen, ist endlich nach mehr als zwanzig Nordpol-Expeditionen (von denen die Franklin’sche bekanntlich immer noch spurlos verschwunden bleibt) von dem Capitän M’Clure erreicht worden, obgleich das ewige Eis, das auf der amerikanischen Seite der Nordpol- oder arktischen Gegenden sich thürmt, damit noch nicht aufgethaut ist. Die andere Seite der Nordpolmeere, die asiatische, mit den ungeheuern Strömen Sibiriens ist dagegen alle Jahre Monate lang ganz frei vom Eis und gefahrlos, so daß sich Kenner oft genug gewundert haben, warum die englische Seeobrigkeit diesen offenen Weg nicht längst vorgezogen.
Wir unsererseits wollen die Obrigkeit der englischen Seeherrschaft hier nicht klug machen und beschränken uns auf Mittheilung einer Schilderung von der Art des Reisens durch das ewige Eis und das ewig frostgebundene Land am Nordpole, wie sie ein Lieutenant auf dem M’Clure’schen Schiffe kürzlich in einer englischen Gesellschaft machte. „Sie können sich wohl denken,“ erzählte er, „daß man in diesen arktischen Regionen nicht ganz so bequem reist, wie in den Ländern der Eisenbahnen und Civilisation. Die Natur ist hier ewig verschlossen und bietet kein Hälmchen, kein Stückchen Holz, keine Kohle. Was man auf der Reise braucht, muß man mitnehmen, natürlich
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_531.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)