Oksana Schatschko
Oksana Schatschko (ukrainisch Оксана Шачко, * 31. Januar 1987 in Chmelnyzkyj, Ukrainische SSR, Sowjetunion; tot aufgefunden am 23. Juli 2018 in Montrouge bei Paris, Frankreich[1]) war eine ukrainische Künstlerin und Femen-Aktivistin. Sie war – zusammen mit Hanna Huzol und Alexandra Schewtschenko – im April 2008 eine der Gründerinnen der feministischen Gruppe.
Leben und Leistungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oksana Schatschko studierte Kunst und Kunstgeschichte und hoffte, einmal eine eigene Kunstgalerie zu betreiben.[2] 2008 war sie unter den Gründerinnen von Femen, die die Interessen von Studentinnen in die damals laufenden Studentenproteste in der Ukraine einbringen wollten. Ihre Themen entwickelten sich bald zum Protest gegen sexuellen Missbrauch ukrainischer Frauen[3] und gegen Sextourismus.[4][5]
Zunächst erweckte Femen Aufmerksamkeit, indem sie Demonstrationen nur in Unterwäsche bekleidet durchführten. Schatschko war die erste, die im August 2009 bei einem Protest in Kiew ihre Brüste entblößte.[6] Dies war die Erfindung des seitdem verbreiteten Auftretens von Femen für Frauenrechte und Menschenrechte in der ganzen Ukraine und schließlich weltweit.[7]
Im Jahr 2011 wurde sie zusammen mit Inna Schewtschenko und einer weiteren Femen-Aktivistin eigenen Angaben zufolge nach einem Protest in der belarussischen Hauptstadt Minsk gegen Präsident Aljaksandr Lukaschenka von KGB-Geheimdienstleuten entführt, mit Verbrennung bedroht, geschoren und am Ende nackt und mit Öl übergossen in einem Wald ausgesetzt.[8][9]
Schatschko schrieb mit der französischen Autorin Galia Ackerman ein Buch über die Geschichte von Femen, das 2013 im Calmann-Lévy-Verlag veröffentlicht wurde.[10] 2014 erschien Je suis Femen (Ich bin Femen), eine preisgekrönte Dokumentation des Filmemachers Alain Margot über Oksana Schatschko.[11]
Der französische Staat gewährte ihr 2013 den Status eines politischen Flüchtlings. Seit 2015 lebte sie als Malerin in Paris.[12][13] Am 23. Juli 2018 wurde sie nach Suizid tot in ihrer Wohnung im Pariser Vorort Montrouge aufgefunden.[14]
Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schatschko konzentrierte sich seit ihrer Übersiedlung nach Paris auf ihre künstlerische Produktion, die sie in Anlehnung an den Ikonoklasmus als Iconoclast bezeichnete: Orthodoxe Bildkunst auf traditionelle Art gemalt, in die sie verstörende Details einbaute, um religiöse Dogmen mit feministischen, politischen oder humanistischen Botschaften zu konfrontieren. Sie hatte im Mai 2016 in der Pariser Galerie Mansart ihre erste Einzelausstellung.[15]
Literatur und Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kunstrezensionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Armelle le Turc: Oksana Shachko: Von Femen zur Malerin. In: Crash, Winter 2017–2018.
- Stacey Batashova, Apollonaria Broche: Oksana Shachko: Counter-Religious Iconography. In: 032C, 4. Oktober 2016.
- Sabrina Silamo: Oksana Shachko, une Femen en pleine crise de foi. In: Télérama Mai 2014, 2016.
- Ronan Tésorière, Amandine Pointel: Oksana Shachko : l'ex-Femen iconoclaste expose sa Vierge Marie en burqa. In: Le Parisien 3. Juni 2016.
- Jérémy André, Jérôme Wysocki: Elle quitte les Femen pour peindre des icônes religieuses. Le Point, Januar 2016.
Filmographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Je suis Femen (Ich bin Femen), Dokumentarfilm (1h 35 min), Skript und Regie: Alain Margot, Caravel Production (Schweiz) und Luminor Films Distribution (Frankreich) 2014.[16]
- Naked War, Dokumentarfilm (58 min), Skript und Regie: Joseph Paris, Produktion: La Clairière Production (Frankreich),[17] LCP La Chaîne Parlamentaire (Frankreich) and Arte Distribution (Frankreich/Deutschland), 2014.[18][19]
- Nos seins, nos armes! (Unsere Brüste, unsere Waffen!), Dokumentarfilm (1h 10 min), Skript und Regie: Caroline Fourest und Nadia El Fani, Produktion: Nilaya Productions, erstmals ausgestrahlt France 2 am 5. März 2013.[20]
- Arash T. Riahi und Arman Riahi: Everyday Rebellion. Dokumentarfilm (1h 58 min), Österreich / Schweiz / Deutschland, 2013.
- Kitty Green, Die Ukraine ist kein Bordell, ausgezeichnet bei der Biennale Venedig 2013
Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Galia Ackerman, Anna Houtsol, Oksana Chatchko, Inna Chevtchenko: Femen. Calmann-Lévy 2013, ISBN 978-2702144589
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Femen: Oksana Schatschko
- Oksana Schatschko bei IMDb
- Oksana Shachko Nachruf von Femen (dreisprachig: englisch, russisch, ukrainisch)
- Оксана. Самая безстрашная и самая ранимая Oksana, die Furchtlose, Verletzliche. Nachruf von Femen (russisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Trauer um Aktivistin Oxana Schatschko, deutschlandfunkkultur.de, 25. Juli 2018, abgerufen am 26. Juli 2018
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 11. Oktober 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Archived copy. Archiviert vom am 6. September 2013; abgerufen am 6. September 2013.
- ↑ Feminine Femen targets 'sexpats'. Kyiv Post, 22. Mai 2009
- ↑ How they protest prostitution in Ukraine. France 24, 28. August 2009
- ↑ Femen Les féministes venues du froid ( des vom 10. Januar 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Paris Match (18. Februar 2012)
- ↑ Femen activist Supports the Egyptian Revolution ( vom 1. Juli 2011 im Internet Archive).
- ↑ Geheimdienst hat offenbar Demonstrantinnen entführt. Spiegel Online, 20. Dezember 2011, abgerufen am 25. April 2013.
- ↑ Maria Stöhr, DER SPIEGEL: Femen-Gründerin Inna Schevchenko: Die Feministin, die keine mehr sein will – Der Spiegel – Politik. Abgerufen am 17. Mai 2020.
- ↑ Femen Book (2013). Femen.info, 6. März 2013, ehemals im ; abgerufen am 23. März 2013. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Caravel Production: Je suis Femen
- ↑ Oksana Shachko: Left Activism to Paint the Icons, femen.org, 14. Januar 2016
- ↑ OKSANA SHACHKO // ICONOCLASTE ( des vom 27. August 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , galerie-mansart.fr
- ↑ La cofondatrice de Femen Oksana Chatchko s’est suicidée à Paris. In: Le Monde. 24. Juli 2018, abgerufen am 25. Juli 2018 (französisch).
- ↑ Iconoclaste Oksana Shachko
- ↑ suis Femen (2014)
- ↑ Naked War: Un documentaire de Joseph Paris – 58′ – distribué par Arte Distribution, laclairiereproduction.com
- ↑ naked war, josephparis.fr
- ↑ Femen : Naked War ( des vom 22. Oktober 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , lcp.fr am 3. April 2014
- ↑ Nos seins, nos armes (2012) - Documentaire - L'essentiel - Télérama.fr. Television.telerama.fr, abgerufen am 29. September 2013.
Personendaten | |
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NAME | Schatschko, Oksana |
ALTERNATIVNAMEN | Shachko, Oksana; Шачко, Оксана (ukrainisch) |
KURZBESCHREIBUNG | ukrainische Künstlerin und Femen-Aktivistin |
GEBURTSDATUM | 31. Januar 1987 |
GEBURTSORT | Chmelnyzkyj, Ukrainische SSR, Sowjetunion |
STERBEDATUM | vor 23. Juli 2018 |
STERBEORT | Montrouge bei Paris, Frankreich |