Südbalkan-Hainbuche
Hainbuche | ||||||||||||
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Südbalkan-Hainbuche (Carpinus austrobalcanica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carpinus austrobalcanica | ||||||||||||
Nevena Kuzmanović, Dmitar Lakušić, Ivana Stevanoski, Michael H. J. Barfuss, Peter Schönswetter, Božo Frajman |
Die Südbalkan-Hainbuche (Carpinus austrobalcanica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hainbuchen (Carpinus) innerhalb der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Sie kommt nur in Südalbanien und Nordwestgriechenland vor.
Neben der Gewöhnlichen Hainbuche (Carpinus betulus L.) und der Orientalischen Hainbuche (Carpinus orientalis Mill.) ist sie die dritte in Europa beschriebene Art. Die Südbalkan-Hainbuche wurde 2024 erstbeschrieben.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Südbalkan-Hainbuche ist ein sommergrüner Baum, der eine Höhe von bis zu 15 Meter erreicht. Die Knospen sind verkehrt eiförmig, mit behaarten oder bewimperten Schuppen mit hellem Rand, bis zu 10,9 Millimeter lang und 4,8 Millimeter breit.
Die Blattstiele sind zottig bis kahlköpfig. Die Nebenblätter sind hellbraun bis rötlich-braun, gleich lang oder länger als der Blattstiel und bleiben oft bis zum Herbst an den Zweigen. Die Blätter sind wechselständig, die Blattspreite breit elliptisch bis eiförmig-elliptisch, 5,7–9,8 Zentimeter lang und 3,3–6,1 Zentimeter breit.
Die Blätter sind mehr oder weniger ledrig, unterseits entlang der Adern spärlich zottig, in den Achseln der Seitenadern spärlich bärtig, an der Basis abgerundet, rundlich-keilförmig oder herzförmig, am Rand regelmäßig oder unregelmäßig und doppelt fein gesägt, an der Spitze zugespitzt. Die Seitennerven sind nicht ausgeprägt, mehr oder weniger auf der Höhe der Blattoberfläche (unterseits nicht erhaben und oberseits nicht deutlich eingedrückt).
Borke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Borke ist hellbraun bis graubraun, mit senkrechten, einige Zentimeter langen Platten; auf alten Bäumen ist die Rinde meist mit einer dicken Schicht aus Moosen und Flechten bedeckt. Die Zweige sind rötlich-braun, kahl, oft mit vielen auffälligen weißen Lentizellen.
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die weiblichen Blütenstände stehen end- oder achselständig an Kurztrieben; die Blüten sind paarig. Die Hüllblätter sind dreilappig, der Rand der Lappen ist ganzrandig oder selten gesägt. Fruchtstand hängend, im späten Fruchtstadium bis zu 25 Zentimeter lang; Stiel 5,5–28,1 Millimeter lang. Nüsschen eiförmig-ellipsenförmig, 7,2–10,3 Millimeter lang und 6,4–7,2 Millimeter breit, kahl, braun, deutlich 6- oder 9-rippig, an der Spitze mit mehreren Zähnen.
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomenzahl ist laut dem Forschungsstand 2024 noch unbekannt, basierend auf der Relativen Genomgröße wird von den Forscher:innen angenommen, dass die Art dekaploid ist, also 10 Chromosomensätze besitzt.[1]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die flügelartig verwachsenen Vorblätter dienen als Flügel bei der Windausbreitung und anfangs der Versorgung der sich entwickelnden Frucht mit Assimilaten.
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Baum | Stamm
(mit Moosen bedeckt) |
Borke
(mit Moosen und Flechten) |
Blätter und Fruchtstände | Fruchtstand |
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Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Areal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Südbalkan-Hainbuche ist auf den Berg Nemërçkë (Dousko) in Albanien (um Mali i Dembeli oberhalb von Lipa und Hänge oberhalb von Skore) und Griechenland (um Kefalovryso) sowie auf den Berg Tymphe (um Mikro Papigko) in Griechenland beschränkt. Die Populationen befinden sich auf Karbonatgestein (Kalkstein) und sind in Höhenlagen zwischen 850 und 1500 Metern zu finden.
Standorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Südbalkan-Hainbuche kommt in verschiedenen Arten von Laubwäldern und Dickichten vor und bewohnt supramediterrane, xero-thermophile Eichen-Hainbuchen-Hopfenbuchenwälder auf flachgründigen, kalkhaltigen Böden an steilen Hängen in der oberen Montanstufe. In einigen Gebieten bildet sie fast monodominante Bestände, während sie in anderen in gemischten Gesellschaften mit anderen Gehölzen wie Acer monspessulanum L., Carpinus orientalis, Juniperus excelsa M. Bieb., Ostrya carpinifolia, Prunus mahaleb L., Quercus petraea (Matt.) Liebl., Quercus pubescens Willd., Quercus trojana Webb wächst.
Im albanischen Teil des Verbreitungsgebiets ist die Südbalkan-Hainbuche Teil offener oder geschlossener xerophiler Dickichte mit Cercis siliquastrum L., Haplophyllum albanicum (Bald.) Bornm., Ostrya carpinifolia, Rhus coriaria L., Sorbus graeca (Spach) Schauer und anderen.
Auf dem Berg Tymphe kommt die Südbalkan-Hainbuche in submediterranen, xero-thermophilen Laub- und Schluchtwäldern zusammen mit Acer pseudoplatanus L., Carpinus orientalis, Juniperus oxycedrus L., Ostrya carpinifolia, Tilia platyphyllos Scop. und anderen vor.[1]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Innerhalb der Gattung Hainbuchen gehört die Südbalkan-Hainbuche zur Sektion Carpinus. Sie wurde 2024 von serbischen und österreichischen Botanikern und Botanikerinnen der Universitäten Belgrad und Innsbruck unter dem Namen Carpinus austrobalcanica (Südbalkan-Hainbuche) erstmals beschrieben.[2]
Von der ähnlichen Gemeinen Hainbuche (Carpinus betulus) unterscheidet sie sich in einer Reihe von Merkmalen. Unterschiede liegen in der Rindenstruktur (tief in zentimetergroße Schuppen gerissen vs. glatt oder mit flachen Rissen, keine Schuppenbildung); Rindenfarbe (hellbraun bis braun vs. hellgrau); Knospenform (verkehrt eiförmig vs. spitz zulaufend); Blattstruktur (Oberfläche des Blattes flach, nicht gewellt vs. stark gewellt); Blattnervatur (nicht ausgeprägt, mehr oder weniger in der Ebene der Blattoberfläche vs. sehr ausgeprägt, auf der Blattunterseite hervorstehend und auf der Oberseite eingesenkt); Deckblatt (Breite des mittleren Lappens (8,4) 9,4–11,1 (11,3) Millimeter vs. (8,1) 9,4-13,5 (14,2) Millimeter); Fruchtstand (sehr langgestreckt, bis zu 25 Zentimeter, unterbrochen, meist deutlich länger als das Tragblatt vs. dicht, bis 15 Zentimeter, selten deutlich unterbrochen, meist wenig länger als das Tragblatt.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nevena Kuzmanović, Dmitar Lakušić, Ivana Stevanoski, Michael H. J. Barfuss, Peter Schönswetter, Božo Frajman: Carpinus austrobalcanica – A new highly polyploid species from the Balkan Peninsula closely related to European hornbeam. In: Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics. Band 64, 1. September 2024, ISSN 1433-8319, S. 125812, doi:10.1016/j.ppees.2024.125812 (sciencedirect.com [abgerufen am 4. Dezember 2024]).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Nevena Kuzmanović, Dmitar Lakušić, Ivana Stevanoski, Michael H. J. Barfuss, Peter Schönswetter, Božo Frajman: Carpinus austrobalcanica – A new highly polyploid species from the Balkan Peninsula closely related to European hornbeam. In: Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics. Band 64, 1. September 2024, ISSN 1433-8319, S. 125812, doi:10.1016/j.ppees.2024.125812 (sciencedirect.com [abgerufen am 4. Dezember 2024]).
- ↑ Innsbrucker Botaniker:innen beschreiben neue Baumart. In: Newsroom. Universität Innsbruck, 20. August 2024, abgerufen am 4. Dezember 2024.