Sirmium

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Ergrabene Baureste im Stadtbereich.
Kaiserpalast von Sirmium

Koordinaten: 44° 59′ N, 19° 37′ O

Karte: Serbien
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Sirmium
Kaiserpalast von Sirmium.

Sirmium (altgriechisch Σίρμιον Sirmion) war eine wichtige Stadt auf der Balkanhalbinsel. Sie war Hauptstadt der römischen Provinzen Pannonia inferior, später Pannonia secunda, Zentrum der Präfektur Illyricum und Sitz der Bischöfe von Sirmium. Die historische Landschaft Syrmien zwischen Save und Danuvius (Donau) wurde nach dieser antiken Stadt benannt. Die Fundstätte liegt innerhalb der heutigen Stadt Sremska Mitrovica, die zur serbischen Vojvodina gehört.

Solidus Kaiser Julian, 361, Sirmium

Sirmium war eine keltische, später illyrische Siedlung.

Sie wurde nach dem Pannonischen Aufstand ungefähr im Jahre 14 n. Chr. von den Römern erobert und gehörte zu der Provinz Pannonia.[1] Die Stadt entwickelte sich während der römischen Herrschaft zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und Wirtschaftszentrum. Auch die geographische günstige Lage der Stadt verhalf ihr bald zu großer Bedeutung. Sie lag am linken Ufer der Save und etwa 70 km von Singidunum (Belgrad) entfernt. Von Italien aus konnte man über Sirmium rasch nach Singidunum und in die östlichen Provinzen des Reiches gelangen, da über die Save der wichtigste Verkehrsweg zwischen Ost und West, die Donau, gut zu erreichen war. Das südlich der Donau gelegene Dalmatien war von dort aus ebenfalls bequem zu bereisen. Unter den Flaviern erhielt Sirmium den Status einer colonia und dadurch den Namen Colonia Flavia Sirmium.[2]

Nach der Teilung der Provinz Pannonien unter Kaiser Trajan war Sirmium ab 103 die Hauptstadt des östlichen Teils, Pannonia inferior.[3] Kaiser Mark Aurel bezog hier während der Markomannenkriege eines seiner Hauptquartiere.

In der Krisenzeit der Soldatenkaiser (3. Jahrhundert) spielte Sirmium ebenfalls eine wichtige Rolle, da einige Usurpationen von hier aus ihren Anfang nahmen. Einige Kaiser waren in ihrer Umgebung aufgewachsen, stammten aus der Stadt selbst oder schlugen hier vorübergehend ihre Residenz auf:

Ein Herrscher verbrachte sogar den Großteil seines Lebens in Sirmium, Claudius II. Gothicus. Im Jahre 236 war die Stadt Ausgangspunkt des Feldzuges von Kaiser Maximinus Thrax gegen die Sarmaten. Sie wurde 296 Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Pannonia secunda. Während der Regierungszeit der Kaiser Diokletian, Galerius, Licinius und Konstantin war Sirmium kaiserliche Residenz[4][5] und galt damals als eine der vier Hauptstädte des römischen Reiches.[6]

Seit 304 sind Bischöfe von Sirmium bekannt. Im Kaiserpalast fanden auch die vier Synoden von Sirmium (351–359) statt.[7]

Sirmium lag an der Grenze zwischen Ostrom und Westrom. Nach den Römern wechselten die Herren der strategisch wichtigen Stadt mehrmals; 441 oder 442 wurde sie von den Hunnen erobert.[8] Ab 504 beherrschten die Ostgoten Sirmium. Nach dem Ende der gotischen Herrschaft stand es unter Kontrolle der Gepiden und war deren Hauptstadt.[9] Nach der Zerschlagung des Gepidenreiches im Jahre 567 durch die Langobarden fiel Sirmium an das oströmische Reich,[10] das hierdurch am Vorabend des Langobardeneinfalls in Italien seine größte Ausdehnung erreichte. 582 eroberten die Awaren Sirmium.[11] Die Stadt wurde 870 von Papst Hadrian II. zum Sitz des Erzbischofs von Pannonien und Großmähren gemacht. Der tatsächliche Bischofssitz war allerdings Mosapurc im Plattensee-Fürstentum, da Sirmium zu dieser Zeit dem Großbulgarischen Reich angehörte. 1020 eroberten die Byzantiner die Stadt zurück, die mit einigen Unterbrechungen bis zum ausgehenden 12. Jahrhundert byzantinisch blieb. Seit 1180 kam Syrmien unter ungarische Herrschaft, wobei sich der serbische Einfluss in der Region in der Folgezeit verstärkt (vgl. speziell das Ausgreifen serbischer Herrschaft im 13. sowie im 14. Jahrhundert, außerdem die Informationen zur Nachfolgestadt Sremska Mitrovica). Während der osmanischen Herrschaft (seit 1526) verlor die Stadt an Bedeutung.

Archäologische Erforschung

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Modell von Sirmium

1960 begann ein jugoslawisch-französisches Team von Archäologen unter Leitung von Noël Duval, Đurđe Bošković und Vladislav Popović, die materiellen Zeugnisse der römischen Epoche zu erforschen und die ergrabenen Überreste der römischen Bauwerke zu sichern.[12] In der Reihe Sirmium. Archaeological investigations in Syrmian Pannonia wurden die Forschungsergebnisse vom Archäologischen Institut in Belgrad und von der École Française in Rom publiziert. Infolge des Zerfalls der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien 1991/1992 wurden die Ausgrabungen bis auf weiteres nicht fortgeführt.

  • Sirmium. Archaeological investigations in Syrmian Pannonia. Herausgegeben vom Arheološki Institut, Belgrad, und von der École Française, Rom. 12 Bände, 1971–1982 (Publikation der Grabungsergebnisse des jugoslawisch-französischen Archäologenteams).
  • Bora Čekerinac: Sirmium – Sremska Mitrovica. Illustrated chronology from prehistory to the beginning of the 21st century. Museum of Srem, Sremska Mitrovica 2011, ISBN 978-86-86109-08-8.
  • Michael Durst: Sirmium. In: Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage, Band 9: San bis Thomas. Herder, Freiburg 2000, Sp. 632–634.
  • Noël Duval: Sirmium. Ville impériale ou Capitale? In: XXVI corso di cultura sull'arte Ravennate e bizantina. Jahrgang 26, 1979, S. 53–90.
  • Miroslav Jeremić: The Sirmium Imperial Palace Complex, in Light of the Recent Archaeological investigations. In: Nenad Cambi (Hrsg.): Dioklecijan, tetrarhija i Dioklecijanova palača o 1700. obljetnici postojanja. Književni Krug, Split 2009, ISBN 978-953-163318-5, S. 471–497.
  • Wendelin Kellner: Ein römischer Münzfund aus Sirmium (Gallienus–Probus) (= Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Band 133; zugleich = Veröffentlichungen der Kommission für Numismatik. Band 7; zugleich = Thesaurus nummorum Romanorum et Byzantinorum. Band 2). Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1978, ISBN 3-7001-0256-9.
  • Arnulf Kollautz: Völkerbewegung an der unteren und mittleren Donau im Zeitraum vom 558/562 bis 582 (Fall von Sirmium). In: Zeitschrift für Ostforschung. Jahrgang 18, 1979, S. 448–489 (doi:10.25627/19792833903).
  • Myrna Kostash: Prodigal Daughter. A Journey to Byzantium. University of Alberta, Edmonton 2010, ISBN 978-0-88864-534-0, S. 151–157.
  • Miroslava Mirković, Anka Milos̆ević, Vladislav Popović: Sirmium – Its history from the 1. century A.D. to 582 A.D. Belgrad 1971.
  • Miroslava Mirković: Sirmium. Istorija rimskog grada od I do kraja VI veka. Alta Nova, Belgrad-Zemun 2006, ISBN 86-84457-04-8 (serbisch; deutsche Übersetzung des Buchtitels: Sirmium. Geschichte der römischen Stadt vom 1. bis zum 6. Jahrhundert).
  • Günther Moosbauer: Die vergessene Römerschlacht. Der sensationelle Fund am Harzhorn. C. H. Beck, München 2018, ISBN 978-3-406-72489-3.
  • András Mócsy: Die Bevölkerung von Pannonien bis zu den Markomannenkriegen. Akadémiai Kiadó, Budapest 1959.
  • Ivana Popović: Sirmium (Sremska Mitrovica) – Residenzstadt der Römischen Kaiser und Stätte der Frühen Christen. In: Ulrich Brandl, Miloje Vasić (Hrsg.): Roms Erbe auf dem Balkan. Spätantike Kaiservillen und Stadtanlagen in Serbien. von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3760-1, S. 17–32.
  • Vladislav Popović: Sirmium, ville impériale. In: Akten des VII. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie. Trier, 5.-11. September 1965. Pontificio istituto di archeologia cristiana, Città del Vaticano 1969, Band 1, S. 665–675.
  • Dragoslav Srejović (Hrsg.): Roman imperial towns and palaces in Serbia. Sirmium, Romuliana, Naissus (= Gallery of the Serbian Acadademy of Sciences and Arts / Galerija Srpske Akademije Nauka i Umetnosti. Band 73). Belgrad 1993 (Ausstellungskatalog, darin zu Sirmium besonders der Aufsatz S. 15–27 und die Katalogeinträge zum Architekturbefund auf S. 89–117).
  • Michael Werner: Sirmium. Imperial palace complex. Zavod za Zaštitu Spomenika Kulture, Sremska Mitrovica 2010, ISBN 978-86-906655-6-3.
  1. Bora Čekerinac: Sirmium – Sremska Mitrovica. Museum of Srem, Sremska Mitrovica 2011. S. 15.
  2. Achim Lichtenberger: Severus Pius Augustus. Studien zur sakralen Repräsentation und Rezeption der Herrschaft des Septimius Severus und seiner Familie (193-211 n. Chr.). Brill, Leiden 2011. ISBN 978-900-420-192-7. S. 156.
  3. Rajko Bratož: Pannonien. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Bd. 22: Östgötalag – Pfalz und Pfalzen. de Gruyter, Berlin 2003. S. 469–483.
  4. Pedro Barceló: Das Römische Reich im religiösen Wandel der Spätantike. Kaiser und Bischöfe im Widerstreit. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7917-2529-1, S. 31.
  5. Ivana Popović: Sirmium (Sremska Mitrovica) – Residenzstadt der Römischen Kaiser und Stätte der Frühen Christen. In: Ulrich Brandl, Miloje Vasić (Hg.): Roms Erbe auf dem Balkan. Spätantike Kaiservillen und Stadtanlagen in Serbien. von Zabern, Mainz 2007. S. 17–32.
  6. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Landesarchäologie Mainz: SIRMIUM, Sremska Mitrovica (Pannonia inferior), abgerufen am 6. Mai 2014, Moosbauer 2018, S. 123.
  7. Bora Čekerinac: Sirmium – Sremska Mitrovica. Museum of Srem, Sremska Mitrovica 2011. S. 25.
  8. Klaus Rosen: Attila. Der Schrecken der Welt. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69030-3, S. 122.
  9. Arnulf Kollautz: Völkerbewegung an der unteren und mittleren Donau im Zeitraum vom 558/562 bis 582 (Fall von Sirmium). In: Zeitschrift für Ostforschung, Jg. 18 (1979), S. 448–489.
  10. Friedrich Lotter: Völkerverschiebungen im Ostalpen-Mitteldonau-Raum zwischen Antike und Mittelalter (375–600). de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017855-9, S. 30.
  11. Walter Pohl: Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567 – 822 n. Chr. C.H. Beck, München, 2. Aufl. 2002. ISBN 3-406-48969-9. Darin Kap. 3.4: Die Eroberung von Sirmium (S. 70–76).
  12. Bora Čekerinac: Sirmium –Sremska Mitrovica. Museum of Srem, Sremska Mitrovica 2011. S. 103–111.
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