Deutsches Baumschulmuseum

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Das einzige Baumschulmuseum[1] Deutschlands wurde am 14. Mai 1994 in Pinneberg Prisdorf eröffnet. Neben einer umfangreichen Sammlung an Geräten, mit denen in Baumschulen gearbeitet wird und wurde, sammelt es Bücher, Fotos und andere Dokumente aus und über Baumschulen und angrenzende Fachgebiete der Pflanzenkultur. Seit 2001 befindet es sich in Pinneberg Thesdorf auf dem Gelände der ehemaligen Baumschule Otto. Im selben Jahr wurde der Förderverein Baumschulmuseum, seit 2004 Förderverein Deutsches Baumschulmuseum gegründet.

Geschichte der Baumschulen

Einen Überblick über die Entstehung von Baumschulen in Deutschland gibt Clemens Alexander Wimmer. (Clemens Alexander Wimmer: Zur Entstehung von Baumschulen in Deutschland, in: Sylvia Butenschön (Hrsg.): Frühe Baumschulen in Deutschland. Zum Nutzen, zur Zierde und zum Besten des Landes. Berlin 2012, S. 15-44.) Er unterscheidet zwischen privaten, öffentlichen und gewerblichen Baumschulen. Während private Baumschulen in bürgerlichem, adligem oder landesherrlichem Eigentum, der Selbstversorgung mit Gehölzen dienten, verfolgte man mit der Einrichtung öffentlicher Baumschulen gemeinnützige Absichten, wie beispielsweise die Versorgung der Bevölkerung mit Obstgehölzen oder die Produktion von Forstpflanzen für den Waldbau. Gewerbliche, also mit Gewinnabsicht gegründete Baumschulen sind demgegenüber meist aus Handelsgärtnereien mit einem breit angelegten Sortiment hervorgegangen. Die Spezialisierung auf Gehölzproduktion setzt entsprechende Nachfrage voraus.

Baron Caspar Voght und das Pinneberger Baumschulland

Die außergewöhnliche Dichte an Baumschulen im Kreis Pinneberg als einem der größten Baumschulgebiete der Welt geht auf ein Bündel günstiger Faktoren zurück: die sandig, lockeren Geestböden und das unter dem Einfluss der Elbe gemäßigte Klima sind ideal für die Gehölzanzucht. Die Nähe zu Hamburg bot neben entsprechender Nachfrage schon früh ausreichende Transportwege nicht nur in die Stadt, sondern durch den Hafen auch weit über Deutschland hinaus. Und zwar häufig unterschätzt, aber für die erfolgreiche Produktion von gesunden und vitalen Pflanzen von großer Bedeutung: Fachwissen war schon früh vorhanden.

Der Hamburger Kaufmann Caspar Voght konnte 1795 den schottischen Baumschulgärtner James Booth dafür gewinnen, auf seinem Mustergut in Klein Flottbek eine Baumschule einzurichten. Als „Englische Baumschule“ wurde sie weithin bekannt und erfolgreich. Auf seinen Englandreisen hatten Caspar Voght die fortschrittlichen Anbaumethoden und großzügigen englischen Landschaftsgärten begeistert. Mit der Anlage eines Mustergutes nach dem ebenfalls in England entdeckten Vorbild der „ornamented farm“ des Dichters William Shenstone setzte er Gedanken der Aufklärung in die Tat um. Wie viele seiner wohlhabenden Zeitgenossen war er hochgebildet und weit gereist. Besonders fortschrittlich aber waren seine Ideen und sein Engagement in der Armenpflege, die ihm in späteren Zeiten gar den Titel Baron einbrachten. Vorbildlich waren entsprechend die Arbeits- und Bildungsbedingungen für die Beschäftigten des Mustergutes.

Da die Nachfrage der „Englischen Baumschule“ auf den eigenen Flächen nicht ausreichend gedeckt werden konnte, ging man dazu über Pacht- und Kostverträge mit den umliegenden Geestbauern zu schließen. Diese machten bald die Erfahrung, dass mit dem Anbau von Gehölzen höhere Erträge zu erzielen waren. Über die Booth`schen Handelsbeziehungen fanden zudem exotische Baumarten und Spezialitäten zunehmende Beachtung. John Cornelius Booth, der die Baumschule in der dritten Generation führte, verfasste 1882 die Schrift: „Die Naturalisation ausländischer Waldbäume in Deutschland.“

Mit dem Ausbau des Schienennetzes und der gezielten Aufforstung der Wälder wurde die Baumschulwirtschaft zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig rund um Pinneberg. Die Gemeinde Halstenbek erhielt gar den Beinamen „Wiege des Waldes“. Vor diesem Hintergrund  ist es eher erstaunlich, dass die Region zwar schon früh als eines der größten Baumschulgebiete der Welt bezeichnet wurde, aber erst im Zuge der internationalen Gartenschau 2013 in Hamburg auch die Bezeichnung „Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland“ erhielt. (Vergleiche hierzu auch: Joachim Malecki, Heike Meyer-Schoppa: Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland. Eine Zeitreise von den Anfängen bis zur Gegenwart, Oldenburg 2018)

Das Museum ist auch Bestandteil des touristischen Projektes „Gartenrouten zwischen den Meeren“ (Route 4: Pinneberg).

Siehe auch

Weitere Einrichtungen, die Informationen zu Aspekten der Baumschulgeschichte vermitteln, sind beispielsweise:

Koordinaten: 53° 38′ 29,8″ N, 9° 49′ 14,1″ O

  1. Katja Engler: Wie die deutschen Baumschulen zu ihrem Museum kamen. In: https://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article217153329/Wie-die-deutschen-Baumschulen-zu-ihrem-Museum-kamen.html. Hamburger Abendblatt, 10. Mai 2019, abgerufen am 24. Juli 2019 (dt).