Fünfjahresplan

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Grundsteinlegung zum Eisenhüttenkombinat Ost – Auftakt zum Fünfjahrplan am Neujahrstag 1951.

Ein Fünfjahresplan, auch Fünfjahrplan oder 5-Jahres-Plan ist ein in Zentralverwaltungswirtschaften übliches Instrument der Planung volkswirtschaftlicher Aktivitäten. Sie enthalten in der Regel Zuweisungen von Fonds und Ressourcen sowie Vorgaben für zu erbringende Produktion und Dienstleistungen. Die Pläne legen viele ökonomische Variablen fest, unter anderem Investitionen, Preise und Löhne.

Auch die Volksrepublik China, Indien und Vietnam strukturieren heute noch ihre Wirtschaftsplanung in Fünfjahresplänen.

Als Argument für die Aufstellung von Plänen wurde unter anderem angeführt, dass Marktkräfte nicht für eine bedarfsgerechte Verteilung von Ressourcen unter der Bevölkerung sorgen. Wesentlicher Kritikpunkt an Plänen ist, dass sie durch die Unterbindung von Wettbewerb den Fortschritt hemmen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, die Komplexität einer gesamten Volkswirtschaft zu erfassen und auf Jahre hinaus zu planen.

Anwendungen

Bhutan

Das Königreich Bhutan setzt seit 1961 Fünfjahrespläne zur gezielten Entwicklung des Landes ein.[1] Die Ziele dieser Pläne bisher waren z. B. Aufbau der Verkehrsinfrastruktur, Ausbau der Wasserkraft, Förderung der Industrie und Landwirtschaft, Reduktion der Armut, sowie zunehmende Selbstständigkeit und Selbstversorgung.[2] Die Planung und Aufsicht darüber hat die "Kommission für das Bruttonationalglück".

China

Die Volksrepublik China verwendet Fünfjahrespläne zur Planung der Volkswirtschaft. Gegenwärtig ist der 13. Fünfjahresplan in Kraft, der von 2016 bis 2020 gilt.[3]

Deutschland

Signet des DDR-Fünfjahresplans von 1951

Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es ab 1936 den Vierjahresplan, der gelegentlich mit dem Fünfjahrplan verglichen wurde. Gleichsetzungen sind jedoch nur eingeschränkt möglich, da der Vierjahresplan gänzlich auf die Entwicklung der militärischen Rüstung ausgerichtet war, während der Fünfjahrplan ein umfassendes Entwicklungskonzept der gesamten Volkswirtschaft darstellte. Natürlich ist hierbei die unterschiedliche Grundlage der Wirtschaft (staatliche gelenkte bzw. verstaatlichte Industrie) ausschlaggebend.

Nach einem Zweijahresplan (1949–1950) setzte man auch in der DDR auf den Fünfjahrplan. Nach dem ersten (1951–1955) und zweiten (ab 1958) Fünfjahrplan wollte man 1959 den Siebenjahrplan einführen, der jedoch nur bis 1963 dauern sollte und von 1963 bis 1970 als Perspektivplan galt und in einzelnen Jahresplänen konkretisiert wurde. Fünfjahrpläne wurden von der Staatlichen Plankommission aufgestellt und enthielten Zuweisungen von Fonds bzw. Ressourcen und Vorgaben für zu erbringende Produktion und Dienstleistungen. Die Vorgabe der zu produzierenden Güter erfolgte nicht nach der Nachfrage, sondern aufgrund zentraler Mengenvorgaben, welche abwertend als Tonnenideologie bezeichnet wurde.

Aktuell werden in Deutschland Fünfjahrespläne nach BSWAG für den Ausbau von Schienenwegen erstellt.[4]

Frankreich

In Frankreich werden seit 1947 Jahrespläne aufgestellt, beginnend mit dem ersten Plan 1947 bis 1953, dem Plan Monet. Der zehnte Jahresplan reichte von 1989 bis 1992. Die Zukunft der Planification ist derzeit in Frankreich im politischen Beratungsprozess.

Indien

Die indischen Regierungen setzten vor der Liberalisierung der 1990er Jahre auf Fünfjahrespläne. Der erste Fünfjahresplan war 1954–1956 in Kraft.

Japan

Die LDP-Regierungen in Japan haben von 1955 bis 1980 ebenfalls Fünfjahrespläne für die japanische Volkswirtschaft aufgestellt.

Sowjetunion

Diese sowjetische Losung sagt: Der Plan ist Gesetz. Seine Erfüllung ist Pflicht. Seine Übererfüllung ist uns Ehre!

In den Ländern des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe war der Fünfjahrplan, (russisch пятилетка/pjatiletka, пятилетний план/pjatiletni plan) ein übliches Instrument zur Planung volkswirtschaftlicher Aktivitäten. Seit 1928 erarbeite und überwachte Gosplan, das Komitee für die Wirtschaftsplanung der Sowjetunion, die Fünfjahrespläne, um im bisherigen Agrarstaat eine Rüstungsindustrie aufzubauen (s. Industrialisierung der Sowjetunion). 1956 wurde in der Sowjetunion gar ein Siebenjahrplan eingeführt, später kehrte man wieder zu den Fünfjahrplänen zurück. Der zwölfte und letzte Fünfjahrplan der Sowjetunion währte von 1985 bis 1990. Der nachfolgende 13. Fünfjahrplan wurde bereits 1991 wegen der Auflösung der Sowjetunion vorzeitig abgebrochen. Der Asteroid (2122) Pyatiletka wurde am 50. Jahrestag des ersten Fünfjahresplan der Sowjetunion nach ebendiesem benannt.

Südkorea

Südkorea plante seinen wirtschaftlichen Aufschwung ab 1961 unter Park Chung-hee ebenfalls in Fünfjahresplänen.

Betriebswirtschaftslehre

Fünf- oder Mehrjahrespläne werden in der Betriebswirtschaft zur strategischen Planung in Organisationen und Betrieben eingesetzt. Oft wird dafür eine andere Bezeichnung verwendet um keinen Bezug zu den planwirtschaftlichen Fünfjahresplänen zu schaffen. Dabei werden mittel- und langfristige Ziele festgelegt, was in der Regel mit politischen Entscheidungen verbunden ist. Ein vor allem in Marktwirtschaften praktiziertes Instrument sind Förderprogramme. Ein Beispiel dafür sind die bis 2006 vierjährigen Forschungsrahmenprogramme der Europäischen Kommission.

Einzelnachweise

  1. Gross National Happiness Commission, Royal Government of Bhutan: Five Year Plan, aufgerufen am 4. August 2013
  2. Länderinformation Bhutan der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung, abgerufen am 4. August 2013
  3. Johnny Erling: Chinas 13. Fünfjahresplan steht für Marktwirtschaft. Die Welt, 28. Oktober 2015, abgerufen Format invalid.
  4. Gesetz über den Ausbau der Schienenwege des Bundes. (PDF; 45 kB) Abgerufen am 5. April 2013.

Quellen

  • Gernot Schneider: Wirtschaftswunder DDR. 2. Auflage 1990, Bund-Verlag