Paretoprinzip
Das Paretoprinzip, benannt nach Vilfredo Pareto (1848–1923), auch Pareto-Effekt, 80-zu-20-Regel, besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse benötigen mit 80 % die meiste Arbeit.
Ableitung
Die Pareto-Verteilung beschreibt das statistische Phänomen, wenn eine kleine Anzahl von hohen Werten einer Wertemenge mehr zu deren Gesamtwert beiträgt als die hohe Anzahl der kleinen Werte dieser Menge.
Vilfredo Pareto untersuchte die Verteilung des Bodenbesitzes in Italien und fand heraus, dass ca. 20 % der Bevölkerung ca. 80 % des Bodens besitzen. Im Jahr 1989 wurde festgestellt, dass 20 % der Bevölkerung 82,7 % des Weltvermögens besitzen. Beide Verteilungen wurden allerdings inzwischen deutlich weiter in Richtung 1:99 verschoben, schon im Jahr 2000 waren 85,2 % des Weltvermögens im Besitz der reichsten 10 %.[1]
Daraus leitet sich das Pareto-Prinzip ab. Es besagt, dass sich viele Aufgaben mit einem Mitteleinsatz von ca. 20 % erledigen lassen, sodass 80 % aller Probleme gelöst werden. Es wird häufig kritiklos für eine Vielzahl von Problemen eingesetzt, ohne dass die Anwendbarkeit im Einzelfall belegt wird. Allerdings ist das „Prinzip“ eine gute Merkhilfe für den Wertebereich eines für zwei Quantile berechneten Theil-Index: Dieses Ungleichverteilungsmaß hat bei einer 50-50-Verteilung den Wert „0“. Knapp über einer 80-20-Verteilung ist der Wert „1“. (Bei einem weiteren Anstieg in Richtung einer 100-0-Verteilung steigt der Theil-Index theoretisch ins Unendliche.)
Die hier vorgenommene Aufteilung einer Gesellschaft in zwei Teile ist eine Aufteilung in zwei „a-Fraktile“.
Die Verteilung mit 80 und 20 im Pareto-Prinzip führt oftmals zu der falschen Annahme, dass die Summe von 100 für ähnliche Verteilungen zwingend sei. Demzufolge sind in der Verallgemeinerung des Prinzips nur solche Verteilungen möglich, bei denen sich k Prozent des Erfolgs auf (100 − k) Prozent aller Bemühungen zurückführen lassen. Tatsächlich sind aber auch beliebige andere Verteilungen möglich, bei denen beispielsweise 50 Prozent der Bemühungen zu 90 Prozent der Wirkung führen. Das ist leicht ersichtlich für den trivialen Fall, dass 100 Prozent der Bemühungen für 100 Prozent des Erfolges verantwortlich sind.
Pareto weist darauf hin, dass diese Regel nur gilt, wenn die Elemente des Systems unabhängig voneinander sind. Durch Interdependenz der Elemente (wie etwa in einer Organisation und allen soziotechnischen Systemen) wird die Situation verändert. In der Praxis ist folglich die Zahl der relevanten Elemente sehr gering; sehr wenige Elemente bestimmen fast den gesamten Effekt.
Heutzutage wird das Pareto-Prinzip häufig für Projekt- und Zeitmanagement zur Hilfe gezogen, um wichtige Arbeitspakete zu erkennen und schnelle Fortschritte bei relativ guten Ergebnissen zu erzielen (Um 100 prozentige Ergebnisse zu erzielen, benötigt man 100 % Bemühungen). Auch können Arbeiten erkannt werden, die wegen fehlender Effizienz weggelassen werden. Als Grundlage dienen Beispiele wie die folgenden:
- 80 % des Umsatzes von Unternehmen werden meist mit 20 % der Produkte erzielt.
- 80 % des Umsatzes von Unternehmen werden oft von 20 % der Kunden (=Stammkunden) erzielt.
- 80 % der Stadtbewohner eines Landes leben in 20 % der Städte.
- 80 % der Anrufe führt man mit 20 % seiner gespeicherten Kontakte
Siehe auch
Weblinks
- Andreas Haufler: Das Pareto Prinzip. (abgerufen am 14. September 2014)
- Bertram Scharpf: Ein theoretisches Modell zur Lorenz-Kurve und zum Pareto-Prinzip (abgerufen am 14. September 2014)
- Tutorium Wirtschaftspolitik (abgerufen am 14. September 2014)