Istanbul-Kanal

Geplanter Verlauf des Istanbul-Kanals westlich des Bosporus.

Kanal-Istanbul (geplant) (Türkei) Kanal-Istanbul (geplant)

Lage des Kanal-Istanbul

Der Istanbul-Kanal (türkisch Kanal İstanbul) ist ein Projekt der türkischen Regierung, parallel zum Bosporus einen Kanal für die Schifffahrt zu graben, der das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbinden soll. Der Kanal soll im westlichen Teil von Istanbul verlaufen und im Jahr 2023 zum hundertsten Jahrestag der Gründung der Türkei fertiggestellt sein.

Historische Projekte

Bereits in der Vergangenheit hatten verschiedene Herrscher und Politiker die Idee, eine Wasserstraße parallel zum Bosporus zu schaffen. Sowohl zur Zeit des Osmanischen Reiches als auch zuletzt von Bülent Ecevit im Jahr 1994 wurden derartige Überlegungen bekannt.

Begründung und Planung

Während noch 1936 durchschnittlich 13 Schiffe pro Tag den Bosporus durchquerten, ist diese Zahl für das Jahr 2012 auf durchschnittlich 255 Schiffe pro Tag gestiegen. Sowohl die Frachtmenge und die Größe der Schiffe, aber auch die Einwohnerzahl von Istanbul hat in dieser Zeit drastisch zugenommen (von 750.000 auf 13,9 Mio. Einwohner).

Auf dem Bosporus ereigneten sich viele größere Schiffsunglücke. Einige davon waren:

• Am 14. Dezember 1960 kollidierten die Öltanker Peter Verovitz (Jugoslawien) und World Harmony (Griechenland) miteinander. Es gab 20 Tote und große Mengen an Öl liefen aus.
• Am 1. März 1966 kollidierten zwei sowjetische Öltanker (Lutsk und Kransky) miteinander. Große Mengen an Öl liefen aus und verursachten den Brand der Fähre Kadıköy und des Kadıköy-Piers, dem wichtigsten Pier auf dem asiatischen Teil von Istanbul.
• Am 1. Juli 1970 kollidierte der italienische Öltanker Ancona mit einem Gebäude an der Küste. Es kamen 5 Personen ums Leben.

Spätestens nach dem Öltankerunglück der Independenta vom 15. November 1979 war klar geworden, dass das hohe Schiffsverkehrsaufkommen und die daraus resultierenden Gefahren für Istanbul kaum noch zu tragen sind. Nach diesem Unfall brannte der Tanker und der Ölteppich vor dem Bahnhof Haydarpaşa knapp einen Monat weiter, es gab 51 Tote. Das Fahrwasser durch den Bosporus war zunächst gesperrt und später durch das Wrack jahrelang behindert.

Darüber hinaus ereignen sich jährlich viele kleinere Schiffsunglücke auf dem Bosporus.

Am 27. April 2011 verkündete Premierminister Recep Tayyip Erdoğan die Absicht, das Schwarze Meer und das Marmarameer mittels eines parallel zum Bosporus verlaufenden Schifffahrtskanals zu verbinden. Der neue Kanal soll ungefähr 40 bis 50 km lang werden. Die Breite von 150 m und Tiefe von 25 m soll sämtlichen Schiffen die Durchfahrt ermöglichen. Bei Karaburun soll die Wasserstraße ins Schwarze Meer münden.

Die Vor- und Machbarkeitsstudien begannen im April 2011.

Kosten

Die Kosten für das Projekt werden auf acht bis zehn Milliarden US-Dollar geschätzt. Für die Realisierung des Projekts ist eine Öffentlich-private Partnerschaft im Gespräch. Ein ungenanntes russisches Unternehmen könnte den Bau finanzieren und dafür die Passagegebühren für einen bestimmten Zeitraum erhalten.

Kritik

Kritik kommt einerseits von Umweltschützern und andererseits von Politikern, die eine zu starke Kontrolle der Schifffahrt durch die Türkei befürchten. Türkische Behörden könnten Schlupflöcher des Vertrags von Montreux nutzen, um die Schifffahrt zur Nutzung des neuen, kostenpflichtigen Kanals zu zwingen. Weiterhin kann nicht ausgeschlossen werden, dass mit dem Kanalneubau der unter anderem durch den Vertrag von Montreux geschaffene Status quo hinsichtlich des Transits von Militärgut und Kriegsschiffen in der gesamten Schwarzmeer- und der angrenzenden Kaukasus-Region geändert wird.