„Abolitionismus“ – Versionsunterschied

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Version vom 11. Februar 2013, 17:42 Uhr

Abolitionismus (von englisch abolition ‚Abschaffung‘, ‚Aufhebung‘) bezeichnet eine Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei.

Geschichte des Abolitionismus

Vereinigtes Königreich

Logo der britischen Abolitionisten aus der Porzellanmanufaktur von Josiah Wedgwood

Im Kampf gegen Sklaverei und Sklavenhandel spielten aufklärerische Ideen zwar eine gewisse Rolle in Teilen der geistigen Eliten der Vereinigten Staaten und Europas. Ausschlaggebend war aber, dass sich im Pietismus und in der evangelischen Mission im 18. und 19. Jahrhundert die Auffassung durchsetzte, dass ein Verständnis des Menschen als Kind Gottes nicht mit der Sklaverei vereinbar sei. Die Society for Effecting the Abolition of Slavery (Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei) wurde am 22. Mai 1787 in der Druckerei von James Phillips in London von zwölf Leuten, darunter Thomas Clarkson, Granville Sharp und verschiedenen Quäkern gegründet.[1]

Einflussreich war auch der ehemalige Sklave Olaudah Equiano, der Granville Sharp über seine Erlebnisse berichtete. In Informationsveranstaltungen klärte Clarkson die ahnungslose Öffentlichkeit über den Sklavenhandel und dessen Praktiken auf. Die Kampagne zielte zunächst auf die Abschaffung des atlantischen Sklavenhandels. Dazu sammelte die Bewegung bis zu 400.000 Unterschriften, reichte Petitionen im Parlament ein und rief zum Boykott von durch Sklavenarbeit gewonnenen Zuckers aus der Karibik auf. Bis zu 300.000 Menschen hatten sich dem Zucker-Boykott angeschlossen.[2]

Im Unterhaus fand sie Unterstützung u. a. durch den Abgeordneten William Wilberforce, einen engagierten Evangelikalen und Freund von William Pitt. Erstmals wurde 1792 im House of Commons die Abschaffung des Sklavenhandels beschlossen. Die verzögerte Umsetzung lag in der Französischen Revolution und deren Deutung. 1807 beschlossen beide Häuser des Parlaments definitiv das Verbot des Sklavenhandels. Mitursachen für den Erfolg waren der Generationenwechsel in der Abschaffungsbewegung, worin mehr Frauen und Jüngere zum Zug kamen und fordernder auftraten, die schnellere Verbreitung von Informationen durch neue Straßen und Kaffeehäusern mit aufgelegten Zeitungen sowie die Angst vor einem Volksaufstand wie in Frankreich. Auch danach waren Engländer im Sklavenhandel auf amerikanischen Schiffen tätig. 1808 wurde Sierra Leone britische Kronkolonie. Befreite Sklaven wurden dorthin gebracht.[2]

Am 26. Juli 1833 wurde der Slavery Abolition Act verabschiedet, mit dem vom 1. August 1834 alle Sklaven im britischen Kolonialreich für frei erklärt wurden. Für eine Übergangsperiode von 4 Jahren blieben sie, gegen Lohn, noch an ihre früheren Herren gebunden. Plantagenbesitzer in der Karibik wurden mit 20 Millionen Pfund Sterling entschädigt. Die ehemaligen Sklaven wurden nicht entschädigt.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führten Berichte von Missionaren, vor allem des Schotten David Livingstone über den andauernden Sklavenhandel im südlichen und östlichen Afrika und die durch ihn verursachten Verwüstungen zu einer internationalen Kampagne gegen den Sklavenhandel. Bedeutsam für den späteren Wettlauf um Afrika wurde Livingstones Ansicht, dass ohne wirtschaftliche Erschließung Afrikas für den Welthandel die materiellen Grundlagen der Sklavenjagden nicht zu beseitigen sein würden.

Vereinigte Staaten von Amerika

Zeitgenössische Karikatur, die Sklaven als (angeblich) zufriedene Schwarze zeigt, die von den Abolitionisten zur Freiheit gezwungen werden
Thomas Paine veröffentlichte 1775 die erste in den Vereinigten Staaten bekannte Schrift, die die Abschaffung der Sklaverei befürwortete
Ausschreitungen von Sklavereibefürwortern in Alton (Illinois) 1837, bei denen der Abolitionist Elijah Parish Lovejoy ermordet wurde

Widerstand gegen die Sklaverei gab es in Nordamerika bereits im 17. Jahrhundert. Unter Führung von Roger Williams erklärte die Kolonie Rhode Island 1652 die Sklaverei für illegal [3]. Auch die Mennoniten und Teile der Quäker lehnten sie ab [4]. Die amerikanischen Methodisten erließen 1786 ein entsprechendes kirchliches Verbot, größere Gruppen von Baptisten und Kongregationalisten folgten 1789. Etwa 1820 begann die Anti-Sklaverei-Bewegung (Abiolitionist Movement; „Slavery is sin“, Sklaverei ist Sünde) [5]. Eine ungemein starke politische Wirkung hatte der Roman Uncle Tom’s Cabin (deutsch Onkel Toms Hütte) (1852) der Presbyterianerin Harriet Beecher Stowe [6]. Die Abolitionismus-Bewegung wurde um 1830 in den Nordstaaten der USA neu formiert und publizistisch intensiviert. (1831 Gründung der New-England Anti-Slavery Society) Ihre Wurzeln hatte die Bewegung bereits im 18. Jahrhundert und führte zunächst zum Verbot des Sklavenhandels 1808, das von der Regierung insbesondere im Süden nur unzureichend durchgesetzt wurde, den Handel allerdings zumindest verringerte. Nach einer Schätzung des Historikers John Hope Franklin wurden rund 250.000 weitere Sklaven nach dem Verbot transportiert[7]. Der Besitz von Sklaven war jedoch bis zum Ende des Sezessionskrieges insbesondere in den Südstaaten erlaubt.

Zur Zeit der Gründung der Vereinigten Staaten gab es einige Staaten, die Sklaverei klar verboten. Die Verfassung hatte einige Abschnitte, die Sklaverei betrafen, obgleich in keinem von ihnen das Wort an sich verwendet wurde.

Alle Staaten nördlich von Maryland schafften die Sklaverei zwischen 1789 und 1830 allmählich und zu unterschiedlichen Zeitpunkten ab. Der Zustand blieb jedoch im Süden unverändert und die regionalen Gewohnheiten und gesellschaftlichen Überzeugungen entwickelten sich zu einer schrillen Verteidigung der Sklaverei als Antwort auf die wachsende Erstarkung der Anti-Sklaverei-Haltung im Norden. Der Standpunkt gegen die Sklaverei, den vor 1830 viele Menschen im Norden vertraten, führte einige langsam und unmerklich zur Abolitionisten-Bewegung. Die Mehrheit der Nordstaaten akzeptierte die extremen Positionen der Abolitionisten nicht. Abraham Lincoln, obwohl ein Gegner der Sklaverei, akzeptierte den Abolitionismus ebenfalls nicht.

Abolitionismus als Prinzip war weit mehr als nur der Wunsch, die Ausweitung der Sklaverei zu begrenzen. Die meisten Nordstaatler nahmen die Existenz von Sklaverei im Süden hin, hatten nicht vor, diese Tatsache zu ändern, sondern favorisierten eine Politik der allmählichen und kompensierenden Freilassung. Die Abolitionisten wollten es sofort und überall beendet sehen und die Bewegung war durch die Bereitschaft geprägt, Gewalt einzusetzen, um das Ende herbeizuführen, wie die Aktivitäten von John Brown zeigten. Die Abolitionisten-Bewegung wurde durch die Aktivitäten von William Lloyd Garrison als ihrem effektivsten Propagandisten angeführt.

In den Vereinigten Staaten waren die Abolitionisten in den Sezessionskrieg involviert. Obwohl die Quäker (Benjamin Lay, John Woolman) teilweise für Aktivitäten in dieser Bewegung bekannt waren, war sie keineswegs auf die Quäker beschränkt. Dieser Punkt war einer von mehreren, die zur Gründung der Konfession der Freien Methodisten führte, einer Gruppe, die sich in den 1860er-Jahren von der Methodistischen Episkopalkirche abspaltete.

Viele amerikanische Abolitionisten spielten eine aktive Rolle im Widerstand gegen die Sklaverei durch die Unterstützung der „Underground Railroad“. Das wurde durch das Bundesgesetz über flüchtige Sklaven von 1850 als ungesetzlich erklärt.

Die Emanzipations-Proklamation befreite 1863 die Sklaven der Südstaaten, nachdem sie zuvor rein rechtlich aufgrund des Confiscation Act Bundeseigentum geworden waren. Die bei der Union verbliebenen Frontier states Kentucky, West-Virginia, Maryland und Delaware konnten ihre Sklaven bis 1865 behalten (s. a. Abraham Lincoln).

Nach der Emanzipationserklärung betrieben die amerikanischen Abolitionisten weiterhin die Sache der Befreiung der Sklaven in anderen Sklavenstaaten und die Verbesserung der Bedingungen für schwarze Amerikaner allgemein. Aus diesen Grundsätzen entwickelte sich die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung (Civil Rights Movement) der 1960er Jahre, deren prominenteste Führungspersönlichkeit der 1968 ermordete Baptistenpfarrer Martin Luther King war.

Frankreich

Abschaffung der Sklaverei in den französischen Kolonien 1848 (Gemälde von Auguste François Biard, 1849)

Im Gefolge der Französischen Revolution, der Erklärung der Menschenrechte und der Haitianischen Revolution wurde die Sklaverei am 4. Februar 1794 vom Nationalkonvent abgeschafft, jedoch nie umgesetzt und angewendet. François-Dominique Toussaint L’Ouverture wurde 1799 der erste Gouverneur der französischen Kolonie Haiti mit afrikanischer Herkunft. Napoleon schickte ein Expeditionsheer auf die Insel, setzte die Abschaffungsdekrete aus und den Code Noir, und damit auch die Sklaverei, am 20. Mai 1802 wieder in Kraft. Allerdings gelang es nicht, die französische Souveränität wieder herzustellen, die französische Kolonie erklärte die Unabhängigkeit am 1. Januar 1804 und das Ende der Sklaverei. 1815 verfügte Napoleon zunächst ein Verbot des Sklavenhandels, endgültig abgeschafft wurde die Sklaverei am 27. April 1848.

Zur Zeit des Wettlaufs um Afrika begründete der Erzbischof von Algier Kardinal Lavigerie eine katholisch geprägte Anti-Sklaverei-Bewegung, die sich die internationale Abschaffung des Sklavenhandels zum Ziel setzte.

Portugal

Der reformerische Premierminister Marquês de Pombal schaffte die Sklaverei in Portugal und den indischen Kolonien am 12. Februar 1761 ab, wodurch Portugal als einer der Vorreiter des Abolitionismus gesehen werden kann. In den Kolonien war Sklaverei jedoch weiterhin erlaubt. Zusammen mit Großbritannien verbot man Anfang des 19. Jahrhunderts den Sklavenhandel und 1854 wurden per Dekret alle Sklaven des Staates in den Kolonien freigelassen. Zwei Jahre später wurden auch die Sklaven der Kirche in den Kolonien per Dekret freigelassen. Am 25. Februar 1869 wurde schließlich im gesamten Império Português die Abschaffung der Sklaverei verkündet. Dagegen wurde im ehemals portugiesischen Kaiserreich Brasilien die Sklaverei erst 1888 durch das Goldene Gesetz (Lei Áurea) abgeschafft.

Deutschland

In Deutschland kam es erst in den 1880er Jahren zu einer organisierten Anti-Sklaverei-Bewegung, die von der durch Kardinal Lavigerie in Frankreich angeregten Bewegung angestoßen wurde. Sie spaltete sich schnell in zwei konfessionell geprägte Teile, den Afrikaverein deutscher Katholiken und den Evangelischen Afrikaverein[8]. Das humanitäre und religiöse Anliegen der christlichen Anti-Sklaverei-Bewegung wurde in der deutschen Öffentlichkeit ein wichtiger Faktor zur Durchsetzung der deutschen Kolonialpolitik. Eine Lotterie eines Deutschen Antisklavereikomitees unter Führung des Fürsten zu Wied erbrachte 1891 die Mittel für einige Expeditionen in Deutsch-Ostafrika und für den Bau eines Schiffes[9], das zur Bekämpfung der Sklavenjagd auf einem der großen ostafrikanischen Seen eingesetzt werden sollte. Letztlich war nur der Transport eines bereits durch den Kolonialoffizier Wissmann beschafften Dampfers – der „Hermann von Wissmann“ – zum Nyassasee erfolgreich, dann gingen dem Komitee die Mittel aus.

Bedeutende Personen der Abolitionisten-Bewegung

Vereinigtes Königreich

  • Thomas Clarkson gründete 1787 die Society for Effecting the Abolition of Slavery (Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei)
  • William Wilberforce (1759–1833), Abgeordneter des englischen Parlaments, Mitbegründer der Gesellschaft zur Abschaffung des Sklavenhandels, 1789 beantragte er gemeinsam mit William Pitt die Abschaffung des Sklavenhandels
  • Granville Sharp (1735-1813) Mitbegründer der britischen Abolitionistenbewegung

Vereinigte Staaten von Amerika

Siehe auch

Literatur

Commons: Abolitionismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Abschaffung der Sklaverei – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Adam Hochschild: Sprengt die Ketten. Der entscheidende Kampf um die Abschaffung der Sklaverei. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-94123-4, S. 118-120.
  2. a b Evangelische Fernbibliothek (Hrsg.): William Wilberforce (1759–1833). Kämpfer gegen die Sklaverei in England. s. l. 2005-2011, https://texte.efb.ch/wilberforce.htm (abgerufen am: 2. Februar 2012).
  3. Glenn FaFantasie, ed. (1988): The Correspondence of Roger Williams. University Press of New England, Vol. 1, pp. 12-23.
  4. Clifton E. Olmstead (1960): History of Religion in the United States. Englewood Cliffs, N.J.: Prentice Hall, Inc. Library of Congress Catalog Card No. 60-10355, p. 115.
  5. H.-D. Wendland: Sklaverei und Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI (1962), Sp. 101–103.
  6. Peter Bromhead: Life in Modern America, 4. Aufl. (1981), Verlag Langenscheidt-Longman, München. ISBN 3-526-50451-2, p. 127.
  7. vgl. Howard Zinn: A People’s History of the United States, Harper Perennial, 2005, S. 172 ISBN 0-06-083865-5
  8. vgl. hierzu zeitgenössische Angaben im Koloniallexikon: Afrikaverein deutscher Katholiken, Evangelischer Afrikaverein
  9. Golf Dornseif: DOA und die Koblenzer Anti-Sklaverei-Lotterie